CLEMENS WOLF

„Ich kam in Bad Gastein an und wusste: Hier ist alles, womit ich mich in meinen Arbeiten auseinandersetze, wie in einem Brennglas konzentriert.”

Eigentlich hatte Clemens Wolf sich vorgenommen, einmal etwas ganz anderes zu machen als üblicherweise: Mit Kohlestiften und einer Kamera
im Gepäck war er 2013 für die sommer.frische.kunst. nach Bad Gastein gereist, doch als er aus dem Auto ausgestiegen war, blitzte in ihm die Einsicht auf, hier einen Mikrokosmos, ein Labor für seine Erkundungen des Verfalls urbaner Räume, der unwiederbringlichen und unmanipulierten
Momente in Umwelt und Gesellschaft gefunden zu haben, die er ohnehin in seinem Werk zum Thema macht. 
Also warf er seine Pläne über den Haufen und schuf Arbeiten, die die Veränderungen, denen das Antlitz Bad Gasteins im Laufe der letzten Jahre und Jahrzehnte unterworfen war und ist, reflektierten. In seinem Schaffen setzt Clemens Wolf sich immer schon mit der Rettung bzw Stilisierung des Vergänglichen auseinander: 

Stand zu Beginn die Reflexion auf die Möglichkeiten einer Ästhetik des Verfalls im urbanen Raum im Fokus seiner Arbeiten, hat Wolf in den darauffolgenden Jahren den Umkreis seiner praktisch-ästhetischen Untersuchungen auf weitere Phänomenbereiche ausgedehnt. In den dieses Jahr gezeigten Arbeiten sucht Wolf, den Zusammenhang von Einzigartigkeit, Vergänglichkeit und Unberührtheit des Moments im Bild der Falte auszuloten. Die Falten, die ausrangierte „luftuntüchtige“ Fallschirme werfen und die wie eine Schneeflocke niemals einander gleichen, geraten unter seiner Hand zu dialektischen Bildern, in denen die Uhr für einen unendlich kleinen Augenblick stillzustehen scheint und solchermaßen eine eigentümliche, urtümliche Schönheit aus dem Kontinuum des Zeitverlaufs absprengt, die sonst unseren Blicken für immer entrückt wäre.


“I arrived in Bad Gastein and knew that everything I deal with in my work is concentrated here, as if in a burning glass.”

Clemens Wolf had actually planned to do something completely different from his usual work: He had travelled to Bad Gastein in 2013 for Sommer.Frische.Kunst with charcoal pencils and a camera in his luggage, but when he got out of the car, the realisation flashed through him that he had found a microcosm here, a laboratory for his explorations of the decay of urban spaces, the irretrievable and unmanipulated moments in the environment and society, which he makes the subject of his work anyway. So he threw his plans overboard and created works that reflected the changes that the face of Bad Gastein has undergone in recent years and decades.

In his work, Clemens Wolf has always dealt with the rescue or stylisation of the ephemeral: while his works initially focused on reflecting on the possibilities of an aesthetic of decay in urban space, in the years that followed Wolf expanded the scope of his practical-aesthetic investigations to include other phenomena. In the works on show this year, Wolf seeks to explore the connection between uniqueness, transience and
the pristine nature of the moment in the image of the fold. The folds that discarded ‘inoperative’ parachutes throw and which, like a snowflake, never resemble each other, become dialectical images under his hand, in which the clock seems to stand still for an infinitesimal moment and in this way a peculiar, primal beauty is blasted out of the continuum of the passage of time, which would otherwise be
forever removed from our gaze.


Porträt: Clemens Wolf © Claudio Farkasch

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