„Im Kaleidoskop der Sinne.”
Der tosende Wasserfall, die heißen und kalten Quellen, im Zeitraffer vorbeiziehende Wolkengebirge – das vielfältige Nebeneinander der Sinneseindrücke in Bad Gastein übte bei ihrem ersten Besuch eine unglaubliche Faszination auf sie aus, eine Faszination, die sich auch in Helga Schmidhubers Schaffen niederschlägt, das um Fragen der Biodiversität, des Mensch-Natur-Verhältnisses und der Auswirkungen des Klimawandels kreist. Ihre Arbeiten, in denen sie sich die mannigfaltigen Kunstformen der Natur auf einzigartige Weise aneignet, entstehen im Grenzland von Wissenschaft und Kunst. Farben, Formen, Klänge, Gerüche, feine Unterschiede der Witterung und des Lichteinfalls gehen unter der Hand der Synästhetikerin bisher ungekannte und verblüffende Beziehungen ein.
So bieten sich Ausblicke auf das dar, was es dem vormodernen Menschen „einmal möglich machte, von einer Ähnlichkeit zu sprechen, die
bestehe zwischen einer Sternkonstellation und einem Menschen” (W. Benjamin), und rückt damit in die Nähe eines Wissensbegriffs, der noch nicht zwischen Dichtung und Wahrheit, zwischen Erkenntnis und Erfahrung schied, sondern in eine fruchtbare Wechselbeziehung zueinander treten ließ. Aus diesem Geist scheint auch die diesjährige Ausstellung im Rahmen der Sommer.Frische.Kunst zu schöpfen: Aus sparten-
und serienübergreifenden Werken setzt Schmidhuber im Kraftwerk eine Art barocke Wunderkammer zusammen, ein verwunschenes Panoptikum, das, dem historischen Vorbild entsprechend, multiple Perspektiven auf unser Verhältnis zu Flora und Fauna eröffnet und zugleich zum Staunen über ihre Mannigfaltigkeit anregt.
"In the kaleidoscope of the senses."
The thundering waterfall, the hot and cold springs, the cloud mountains passing by in fast motion - the diverse juxtaposition of sensory impressions in Bad Gastein exerted an incredible fascination on her during her first visit, a fascination that is also reflected in Helga Schmidhuber's work, which revolves around questions of biodiversity, the relationship between man and nature and the effects of climate
change. Her works, in which she appropriates the diverse art forms of nature in a unique way, are created in the borderland of science and art. Colours, shapes, sounds, smells, subtle differences in the weather and the incidence of light enter into previously unknown and astonishing relationships under the hand of the synaesthete.
This offers glimpses of what made it possible for pre-modern man ‘once to speak of a similarity between a constellation of stars and a human being’ (W. Benjamin), and thus comes close to a concept of knowledge that did not yet distinguish between fiction and truth, between knowledge and experience, but instead allowed them to enter into a fruitful interrelationship with one another. This year's exhibition as part of Sommer.Frische.Kunst also seems to draw on this spirit: Schmidhuber has put together a kind of baroque cabinet of curiosities in the Kraftwerk, an enchanted panopticon that, in keeping with the historical model, opens up multiple perspectives on our relationship to flora and fauna and at the same time inspires us to marvel at their diversity.
Porträt: Helga Schmidhuber © Albrecht Fuchs, 2020
www.instagram.com/helgaschmidhuber
www.helgaschmidhuber.com