KATER D.

„Wohl dem, der jetzt noch noch – Heimat hat.”
„Weh dem, der keine Heimat hat.”
(F. Nietzsche)

Ein deutsches Sprichwort besagt, die Wohnung eines Menschen sei der Spiegel seiner Seele; die Studentenbewegung konfrontierte den Biedermeier in uns mit der Einsicht, das Private sei politisch – diese Sätze zeichnen zwischen den Zeilen ein Bild unseres durchaus ambivalenten Verhältnisses zum Wohnraum: einerseits Rückzugsort vor den Zumutungen der Massengesellschaft, ein privater safe space,
andererseits manchmal auch ein beunruhigender Ort, an dem die Geister des Unbewussten spuken, an dem unsere Ängsten und Sorgen völlig ungehemmt auf uns einstürzen.

Mit ihrer Arbeit Ein Zimmer für mich allein zeichnet Kater D. die mannigfaltigen Konfliktlinien innerer wie äußerer Natur nach, die dem scheinbar privatesten Ort in unserer Gesellschaft eingeschrieben sind.
Indem sie dabei diverse Alltagsmaterialien, vornehmlich Textilien, wie man sie in jeder Wohnung findet – Matratzenschoner, Hand- und Geschirrtücher, Bettwäsche, ... –, in ihre Arbeiten integriert, bringt sie die unbewussten Gefühle innerer Zerrissenheit – zwischen Einsamkeit und Ruhebedürfnis, zwischen dem Wunsch nach Ordnung und innerer Kraftlosigkeit – in ihrer Ambivalenz zum Vorschein. Mit jedem Blick
in Kater D.s Zimmer für mich allein offenbaren sich weitere paradoxe und vielschichtige Dynamiken, die uns zwar nicht unmittelbar bewusst sind, aber doch unsere moralischen und ästhetischen Empfindungen in Bezug auf den Wohnraum mitbestimmen. So regt Kater D. uns zur Reflexion auf soziale und ästhetische Hierarchisierungen und konfrontiert uns mit Fragen wie z. B.: Wer oder was ist eigentlich sichtbar, darf
sichtbar sein? Was nehmen wir als Kunst, was als alltäglich und profan wahr? 


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