„Ich liebe die Berge. Sie erinnern mich an meine Heimat, an meine Kindheit, aber auch an die Naturgeschichte. Wie sich im Laufe der Jahrmillionen Salze und Mineralien aus den Tiefen der Urmeere zu Gebirgen aufgetürmt haben, so tun es auch meine Erinnerungen. Berge sind für mich Symbole des Widerspiels von Zeit, Erinnerung und Ewigkeit.”
Es verwundert kaum, dass Kazunori Kura bei seinem ersten Besuch anlässlich der sommer.frische.kunst 2022 die Berglandschaft Bad Gasteins in ihren Bann geschlagen hat und ihm seitdem einen symbolischen Resonanzraum darstellt, in dem die Leitmotive seines Denkens und Schaffens anklingen. Wie in der poetischen Beschreibung der Berglandschaft Interpretationen der Natur- und Menschheitsgeschichte, individuell-biographische Erinnerungen und Momentaufnahmen des kollektiven Gedächtnisses sich zu einer Sphärenmusik verbinden, so entspinnt sich aus Bruchstücken der eigenen Erinnerung, der Reflexion auf Bedeutungsgehalt, Grenzen und Möglichkeiten verschiedener Materialien und Medien künstlerischen Schaffens eine Art progressiveUniversalpoesie. In den gezeigten Arbeiten sucht Kura die scheinbar unüberwindliche Grenzlinie von stummem Material und gestaltloser Sprache zu überwinden: „Wörter haben keine Form, Materialien
sprechen nicht. Nun bekommt der Text eine Gestalt, das Material wird zum Sprechen gebracht.” Aus Kupfer, das aufgrund seiner Anfälligkeit für Witterungseinflüsse sowie seiner im Vergleich zu Eisen oder Stahl leichteren Biegsamkeit für ihn ein Sinnbild für die Veränderungen menschlicher und tierischer Körper im Laufe der Zeiten darstellt, erschafft Kura wortwörtliche ‚Ding-Gedichte‛, in denen, Traditionen
der japanischen Dichtung folgend, er mit möglichst wenigen Worten die Essenz autobiographischer Erlebnisse und Erinnerungen extrahiert. Die Arbeiten gleichen einem „Archiv unsinnlicher Ähnlichkeiten” (W. Benjamin), das seiner Erforschung durch uns noch harrt.
!I love the mountains. They remind me of my home, of my childhood, but also of natural history. Just as salts and minerals from the depths of the primordial oceans have piled up over millions of years to form mountains, so too do my memories. For me, mountains are symbols of the interplay between time, memory and eternity.!
It is hardly surprising that Kazunori Kura was captivated by the mountain landscape of Bad Gastein during his first visit for Summer.freshness.art 2022 and that it has been a symbolic resonance chamber for him ever since, echoing the leitmotifs of his thoughts and work. Just as
the poetic description of the mountain landscape combines interpretations of natural and human history, individual biographical memories and snapshots of collective memory to form a music of the spheres, a kind of progressive universal poetry emerges from fragments of his own memory and reflections on the meaning, limits and possibilities of various materials and media of artistic creation. In the works on
display, Kura seeks to overcome the seemingly insurmountable boundary between mute material and formless language: ‘Words have no form, materials do not speak. Now the text is given a form, the material is made to speak.’ Kura creates literal ‘thing-poems’ from copper, which, due to its susceptibility to weathering and its lighter pliability compared to iron or steel, symbolises the changes in human and
animal bodies over the course of time, in which, following the traditions of Japanese poetry, he extracts the essence of autobiographical experiences and memories with as few words as possible. The works resemble an ‘archive of nonsensical similarities’ (W. Benjamin) that still awaits our exploration.
www.kazunorikura.com