MUHANNAD SHONO

„Now is the time to do something proper here.” 

Nachdem Muhannad Shonos letzte Teilnahme an der sommer.frische.kunst im Rahmen eines vierwöchigen Arbeitsstipendiums von den Nachfolgen eines schweren Bandscheibenvorfalls überschattet wurde, so dass es ihm kaum möglich war, sich künstlerischer
Arbeit zu widmen, lässt er dieses Jahr seiner Schaffenskraft und Imagination freien Lauf: In der Villa Rosa geht er mit einer raumfüllenden Installation den unbewussten Sinngebungen und Bedeutungszuschreibungen auf den Grund, die unser Bild von Bad Gastein präformieren. Diese ‚semantischen Landschaften‛ aufzudecken, gilt Muhannad Shono jedoch nicht als ein Selbstzweck oder eine geistvolle Spielerei – vielmehr sucht er die darin liegenden traditionellen Normen und Machttechniken ans Tageslicht zu bringen und ihre Geltungsansprüche zu untergraben. 

Die subversive, dekonstruierende Auseinandersetzung mit unhinterfragten, nicht selten autoritären Normensystemen, die die freie Imagination und Kreativität des Künstlers begrenzen, wenn nicht unterbinden, zieht sich wie ein roter Faden durch Shonos künstlerisches Schaffen. Sie verbindet sich mit der Erfahrung von Heimatlosigkeit und Fremdheit: Aufgewachsen in Saudi-Arabien als Kind von Einwanderern, fiel es ihm
schwer, den Sinn der rigiden Vorstellungen hinsichtlich der Angemessenheit bildlicher Darstellungen, bspw. in Comic-Büchern, hinzunehmen – so stellte er sich schon früh die Frage: Kann es immer nur eine ‚wahre‛ Erzählung über die Gesellschaft oder die Natur geben? Indem er in seinen Arbeiten einzelne Details variiert, weglässt, hinzufügt oder austauscht, zerreißt Shono die einzelnen Erzählfäden und schafft
einen Raum für Kreativität und freie Imagination jenseits der engen Grenzen der herrschenden Narrative.
Vielleicht müssen dann auch wir unsere liebgewonnenen Erzählungen über Natur und Kultur in Frage
stellen.

Porträt: Muhannad Shono © Hayat Osamah


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