NOA YEKUTIELI
„Der Engel der Geschichte muß so aussehen. Er hat das Antlitz der Vergangenheit zugewendet. Wo eine Kette von Begebenheiten vor uns erscheint, da sieht er eine einzige Katastrophe, die unablässig Trümmer auf Trümmer häuft und sie ihm vor die Füße schleudert.” (W. Benjamin)
Es hätte einmal so schön sein können: „Ende der Geschichte”, „globales Dorf”, „Chicken Tikka Masala” – Bilder, die zu Beginn des neuen Milleniums einmal die große Hoffnung ausdrückten, nun sei endlich Schluss mit konfligierenden Identitäten, sei es im Bereich der Sexualität, der Herkunft oder der sozialen Schicht. Mehr als zwanzig Jahre später müssen wir mit ansehen, wie diese Utopie tagtäglich überall auf der Welt zuschanden geht. Haben wir uns etwa bloß einem Wunschtraum hingegeben, der den Realitätstest nicht bestanden hat? Haben wir womöglich die transgenerationalen Traumata und die destruktive Wirkung unterschätzt, die sie aus dem Unbewussten heraus in unserem Leben entfalten? Die
vielfältigen und oft auf undurchschaubare Weise miteinander konfligierenden Identitäten, die sich in einem jeden von wiederfinden, sind das weite Feld, das Noa Yekutieli in ihrem künstlerischen Schaffen erforscht; und diese Auseinandersetzung ist eine zutiefst persönliche: Die japanisch-israelisch-amerikanische Künstlerin, die in den USA lebt und arbeitet erkundet in ihrem Werk die oft unbewussten destruktiven Muster, die sich über die Generationen hinweg fortschreiben. Indem Yekutieli Sujets, Techniken und Materialien unterschiedlicher Herkunft in ihren Werken zueinander in Beziehung setzt, bringt sie die vielfältigen Spannungen, unbewussten Traumata und destruktiven Verhaltens- und
Denkmuster zum Vorschein, die uns in den meisten Fällen als die ‚Normalität‛ erscheinen, auch wenn diese pathologisch ist.
“The angel of history must look like this. He has turned his face to the past. Where a chain of eventsappears before us, he sees a single catastrophe that incessantly heaps rubble upon rubble and hurls it at his feet.” (W. Benjamin)
It could once have been so beautiful: “end of history”, “global village”, “chicken tikka masala” - images that once expressed the great hope at the beginning of the new millennium that conflicting identities, be it in the area of sexuality, origin or social class, would finally come to an end. More than twenty years later,we have to watch this utopia come to an end every day all over the world. Have we merely indulged in a
pipe dream that has failed the reality test? Have we perhaps underestimated the transgenerational traumas and the destructive effect they have on our lives from the unconscious? The diverse and often inscrutably conflicting identities that can be found in each of us are the broad field that Noa Yekutieli explores in herartistic work; and this exploration is a deeply personal one: The Japanese-Israeli-American artist, who
liv es and works in the USA, explores in her work the often unconscious destructive patterns that are perpetuated across generations. By relating subjects, techniques and materials of different origins in her works, Yekutieli brings to light the manifold tensions, unconscious traumas and destructive patterns of behavior and thought that in most cases appear to us as 'normality', even if this is pathological.
Porträt:
www.instagram.com/noayekutieli.com
www.noayekutieli.com
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