ULRIKE THEUSNER

„Die Inflation des Zeichens „Sprache” ist die Inflation des Zeichens selbst, die absolute Inflation, die Inflation selbst.” (J. Derrida) 

Wir entraten der Sprache nicht. Sei’s im Schilderwald der Großstädte, sei’s beim Surfen auf den Wellen der digitalen Meere des Informationszeitalters. Sturzbächen gleich ergießt sich der Schwall der Zeichen und Wörter über unsere Köpfe, und manchmal wissen wir gar nicht mehr, wer nun wieder von uns was auch immer will. Es erinnert ein wenig an Bad Gastein: Wie das Hintergrundrauschen des Wasserfalls jeden Tag aufs Neue eine polyphone Vokalmusik spielt, aus der derjenige, der nur aufmerksam horcht, die Geschichten der Sommerfrischler vergangener Zeiten heraushören kann, so ist es mit den Sprachzeichen. Die vielfältigen Modulationen und Variationen der Sprache, die Zeichenfolgen und -verbindungen, die sich wie der Tristanakkord einer eindeutigen Interpretation entziehen, bilden das Leitmotiv für Theresa Hattingers Schaffen. Die Irrungen und Wirrungen der Sprache und ihrer Symbole üben auf die gelernte Graphikdesignerin und Künstlerin nicht
bloß von Berufswegen seit jeher eine große Faszination aus. Mit ihrer [U1]Installation auf der Skipiste stellt Hattinger die fraglose Selbstverständlichkeit unseres inflationären Sprach- und Symbolgebrauchs vor dem Hintergrund der darin eingeschlossenen Dynamiken im Verhältnis von Mensch und Natur infrage: Verändern und verformen die Piktogramme, Wörter, Sätze, die wir in der Landschaft aufpflanzen,
denn nicht unsere Wahrnehmung der Natur und mithin auch die Natur selbst? Finden wir uns im Innern dieses künstlich angelegten Bergwaldes der Sprache noch zurecht?

Porträt: Ulrike Theusner Portraits, Ausstellung Eigen+Art © Mahagony

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